Cover Ikonendämmerung

IKONENDÄMMERUNGEine Kulturgeschichte der Bilder im digitalen Zeitalter

Bilder entstehen nicht im luftleeren Raum. Sie greifen auf frühere Bilder zurück, verdichten Erfahrungen, prägen kollektive Erinnerungen – und verlieren ihre Macht, wenn sich ihre Kontexte verschieben.
Im kollektiven Bildgedächtnis überleben jene Formen, die sich immer wieder durchsetzen: als Ikonen, als visuelle Muster, als sedimentierte Spuren. Andere Motive verschwinden, werden überlagert, retuschiert, umgedeutet oder vergessen.
Die heutige Fülle künstlich erzeugter Bilder macht diese Mechanismen sichtbar.
Generative Bildsysteme erfinden die Bildwelt nicht neu – sie rekonstruieren sie als fortlaufende Rekombination historischer Bildbestände.
Ikonendämmerung untersucht diese langen Linien der Bildüberlieferung: wie ikonische Macht entsteht, wie sie transformiert wird, wie Bilder verdrängt, gelöscht oder reaktiviert werden. Das Projekt versteht sich als Kulturgeschichte des Nachlebens der Bilder – von sakralen Ikonen bis zu algorithmischen Bildgeneratoren.
Ausgangspunkt ist eine offene Fragestellung: Was bleibt ikonisch – und wer entscheidet darüber?
Dabei wird eine methodische Annahme überprüft: Falls generative Bildsysteme nicht primär individuelle Vorannahmen reproduzieren, sondern statistisch aggregierte Bildüberlieferungen, lassen sich an ihren Bildoutputs Mechanismen kultureller Kanonisierung beobachten.
Die künstlerische Praxis fungiert in diesem Zusammenhang als experimentelles Feld. Sie untersucht das Verhältnis von individueller Steuerung (Prompt, Training, Auswahl) und kollektiv sedimentierten Bildmustern – und macht sichtbar, wo sich Bildgedächtnis stabilisiert, verzerrt oder aufbricht.

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ICON TWILIGHTA Cultural History of Images in the Digital Age
(GOLDENCALB, Berlin 2026)

Images do not emerge in a vacuum. They draw on earlier images, condense experience, shape collective memory – and lose their power when their contexts shift. Within the collective visual memory, only certain forms persist: as icons, as recurring visual patterns, as sedimented traces. Others fade, are overwritten, retouched, displaced or forgotten.
The contemporary abundance of artificially generated images renders these mechanisms visible.
Generative image systems do not invent a new visual world; they reconstruct it as an ongoing recombination of historical image repertoires.

Icon Twilight traces these long trajectories of visual transmission: how iconic power is produced, how it transforms, how images are suppressed, erased or reactivated.
The project is conceived as a cultural history of the afterlife of images – from sacred icons to algorithmic image generators.

At its core lies an open question: What remains iconic – and who will decide this in the future?

The project proceeds from a methodological hypothesis: If generative image systems do not primarily reproduce individual assumptions, but statistically aggregated visual traditions, their outputs may reveal mechanisms of cultural canonisation.
The artistic practice functions as an experimental field within this inquiry. It investigates the relationship between individual agency (prompting, training, selection) and collectively sedimented image patterns – making visible where visual memory stabilises, distorts, or fractures.